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Editorial

SIE LEBEN!

SIE LEBEN!

Neulich habe ich zufällig im Fernsehen mal wieder den dystopischen Film „Sie leben!“ von John Carpenter gesehen. In dem Film aus den späten Achtzigern gelangt der Bauarbeiter John durch Zufall an eine spezielle Sonnenbrille, wodurch er erkennt, dass die Erde schon längst von Außerirdischen infiltriert wurde, die die Menschen ohne diese Brille aber nicht erkennen können. Überall sieht er plötzlich ohne die Brille nicht erkennbare versteckte Botschaften, projiziert mit einer Technik, die die Menschen (noch) nicht kennen.

So fühle ich mich manchmal. Nicht die Außerirdischen… aber die Technik! Kürzlich war ich im Kurzurlaub an der Ostsee. Die Ferienwohnung war bestens ausgestattet, aber meine Mutter wäre völlig verzweifelt. Den Induktionsherd habe ich erst nach wirklich eindringlichem Studium der Bedienungsanleitung in Gang bekommen – diese gab es natürlich nur online über eine App. Der Fernseher in Schrankgröße war nur bei genauem Hinsehen von einem Wandbild zu unterscheiden und die Bedienung zwar intuitiv, aber hochkompliziert. Die Lampen konnte man mit Gesten steuern, wenn man nachts zur Toilette musste, gingen auf dem Weg dorthin die Lampen als Begleitbeleuchtung wie von Geisterhand von selbst an und wieder aus.

Im Supermarkt sehe ich immer öfter junge Leute, die wie selbstverständlich an der Kasse ihr Handy rausholen und kurz an einen Scanner halten und – zack – bezahlt. Die Waren vorher natürlich in einem „Easy Shopper“ zusammengesammelt.

In der Gastronomie – auch in unserer Region – erhalten zurzeit die ersten Serviceroboter Einzug. „Bella“ oder wie sie auch immer heißen, bringen die zuvor bestellten Speisen auf Knopfdruck direkt an den Tisch. In Zeiten von Personalmangel sicherlich nicht die schlechteste Idee. Und: Bella kann nicht krank werden, hat nie schlechte Laune und beschwert sich auch nicht über Überstunden! Beschwerden über falsch gelieferte Bestellungen oder schlechtes Essen wird sie aber kaum entgegennehmen können.

Fotos werden ja eh fast nur noch mit dem Handy gemacht und in Echtzeit rund um den Planeten geschickt und die ersten Brillen, die Fotos machen können, sind auch bereits in der Entwicklung. Nächster logischer Schritt: in Zukunft kann man Fotos einfach mit einem Augenzwinkern machen!

Bis zum beamen von Gegenständen wie in der Serie „Raumschiff Enterprise“ bereits vor über fünfzig Jahren vorweggenommen ist es wahrscheinlich nur noch ein kurzer Weg…

In dieser digitalen Welt tut es manchmal gut, sich einfach mal mit einem guten, alten Buch oder einer Zeitschrift zurückzuziehen, ohne dass es ständig blinkt, aufploppt oder wilde Klingeltöne aus dem Handy kommen. Aber ich habe mich auch schon dabei erwischt, wie ich bei Lesen einer normalen Zeitschrift versucht habe, mit zwei Fingern ein Foto größer zu zoomen…

Schöne neue Welt!

Herzlichst, wo immer Ihr seid

Elke Siedentopf & Dirk Sork

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