Abgestiegen aus dem Oberhaus soll der Weg GWD Minden umgehend zurück in die „Belle etage“ des deutschen Handballs führen. So zumindest lautet das Vorhaben der Grün-Weißen. Doch zwischen Anspruch und Wirklichkeit liegen Welten, klafft aktuell zumindest eine große Lücke. Von einer sofortigen Reparatur eines Betriebsunfalls kann zumindest derzeit keine Rede sein. GWD erinnert – wenngleich nicht ganz so extrem – an Arminia Bielefeld, wo der rasante Absturz nach dem überraschenden Abstieg aus der 2. Liga fast unvermindert anhält.
Es passt einfach noch nicht zusammen, was bei einem Titelaspiranten eigentlich zusammengehört. Nun könnte man sagen, die Niederlagen in Potsdam (30:31), gegen Hüttenberg (28:30), gegen Hamm (28:29) und das 28:31 in Lübbecke sowie das 22:22-Unentschieden gegen Essen seien unglücklicher Natur. Waren sie aber höchstens vom Ergebnis, denn die gezeigten Leistungen entsprachen schlicht nicht den Ansprüchen, die vor der Saison formuliert wurden.
Nach dem schmeichelhaften Heimsieg gegen Schlusslicht Aue (34:33), durch das Punktekonto wenigstens ausgeglichen werden konnte, sind es in der Bilanz nach neun Spielen bereits neun Minuspunkte, die für die Grün-Weißen eine große Hypothek auf dem gewünschten Weg nach vorne darstellen.
Es sind zwar immer wieder kurze Schockmomente, die die Mannen von Adalsteinn Eyolfsson aus der Spur werfen. In erster Linie aber sind es die vielen technischen Fehler und vergebenen Chancen, die der Gegner postwendend bitter bestraft. Es sind die Basics, an denen es hapert. Sorry, aber für die muss kein Trainer kritisiert oder in Frage gestellt werden. Vielmehr müssen sich die Spieler an die Nase fassen und sich die Frage gefallen lassen, warum die Konzentration in vielen Phasen nicht so ist, wie sie sein müsste und wie man sie eigentlich auch erwarten sollte.
Und dann kommen noch solche unerklärlichen Einbrüche, wie im Derby als Gast des TuS N-Lübbecke. 18:11 hieß es kurz vor der Halbzeitsirene – 28:31 nach 60 Minuten. Was Grün und Weiß in der zweiten Spielhälfte ablieferte, war gegenüber Trainer, Verantwortlichen und Fans erklärungsbedürftig. Denn niemand im GWD-Lager hielt einen solch eklatanten Einbruch für möglich. Es war einfach eine absolut peinliche Vorstellung in den zweiten 30 Minuten.
Der frischgebackene Junioren-Weltmeister Florian Kranzmann hatte keine Erklärung dafür: „In der ersten Halbzeit haben wir alles gespielt, was wir uns vorgenommen haben. Dann brechen wir ein und wir lassen uns das Spiel abkaufen. Wir haben einfach dumme Fehler gemacht, die uns so nicht passieren dürfen.“
Trainer Eyolfsson nimmt die Schuld aber auch auf sich: „„In der ersten Halbzeit haben wir wahrscheinlich unsere besten 30 Minuten gezeigt, weil wir sehr agil und stabil ausgesehen haben. Durch einen blöden Fehler von mir sind wir in Unterzahl in die zweite Halbzeit gestartet. Der TuS hat dann Rückenwind bekommen. Unsere Leichtigkeit war weg. Wahrscheinlich fehlten dann auch die Körner. Auch wenn wir uns nichts dafür kaufen können, war dies ein Schritt in die richtige Richtung.“
War es mit Sicherheit, wenn man die erste Halbzeit betrachtet. Aber es war auch ein Warnschuss für die weiteren Spiele, wenn man die folgende Hälfte sieht. Und dass die erste Hälfte eher eine Eintagsfliege war, zeigte die äußerst schwache Leistung gegen das von Stefan Just trainierte Schlusslicht aus Aue. Nur mit viel Glück konnte eine diskussionswürdige Pleite abgewendet werden. Wahrscheinlich hätte der Baum ansonsten kräftig gebrannt. Aktuell ist GWD jedenfalls weit von der Spitze entfernt. Möglicherweise schon zu weit, um einen der ersten beiden Plätze zu ergattern. Es liegt jetzt einzig an den Spielern, auf diese These die passende Antwort zu geben.
(Foto: GWD)