Das Ende eines jeden Jahres nehmen die meisten Menschen ja zum Anlass, das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen und – teils mit Freude, teils mit Wehmut – auf die Ereignisse des letzten Jahres zurückzublicken. Damit verbunden sind dann ja oft die „guten Vorsätze“, im neuen Jahr alles anders zu machen: Vom Abnehmen über mehr Sport machen bis hin zur Einsicht, endlich mit dem Rauchen aufzuhören, ist alles dabei. Meistens ist der Jahreswechsel mit mehr oder weniger einschneidenden Veränderungen verbunden – obwohl diese ja eher im Laufe des oder der Jahre kommen und nicht mit dem Stichtag Silvester!
In den letzten Jahren waren die Leute ja schon vielen, meistens negativen Veränderungen unterworfen. Politische und gesellschaftliche Umwürfe, ob gefühlt oder echt, lassen wir hier mal außen vor, aber eine Veränderung trifft uns alle, wenn auch nur in der Unterhaltung: Denn eine Ära geht zu Ende! Die letzte Sendung „Wetten, dass..?“ mit Moderatorenlegende Thomas Gottschalk ist Ende November das letzte Mal über die Bildschirme geflimmert. Die Kritiken nach der Sendung gingen erwartungsgemäß weit auseinander. Von „Aus der Zeit gefallen“ über „Thomas ist zu touchy“ – was immer das bedeuten soll – bis hin zu überschwänglicher Euphorie. Es war alles dabei. Eins hat er aber geschafft: Einen Großteil der Nation an einem Samstagabend vor dem Fernseher vereint, wie die Quoten nach der Sendung bewiesen haben. „Lagerfeuerfernsehen“ nannte man das früher mal.
Die älteren unter uns erinnern sich noch an legendäre Auftritte wie z. B. Michael Jackson mit seinem „Earth Song“ – übrigens der einzige Auftritt von Michael Jackson in einer europäischen Fernsehshow, an die bis heute im kollektiven Gedächtnis gebliebene „Baggerwette“ oder an die Wette, bei der Thomas Gottschalk von einem Kandidaten an der Nase herumgeführt wurde, weil dieser behauptete, er könne die Farben von Buntstiften am Geschmack erkennen – die ganze Nation lachte darüber…
Nun mag man es nostalgisch nennen, aber die Quoten sprechen für sich: auch die aktuelle „Wetten, dass…“-Sendung vereinte nochmal die halbe Nation gebannt vor dem Fernseher. Thomas Gottschalk mag für manche aus der Zeit gefallen sein, aber immerhin schafft er es noch, Zuschauer für das kollektive Lagerfeuer zu begeistern. Sendungen wie „Das Dschungelcamp“ (auch wenn diese Mal Heinz Hönig dabei ist…) oder „Der Bachelor“ schaffen das genau so wenig wie die aktuellen Lageberichte aus den Benz-Baracken auf RTL 2.
Bei allen Vorteilen der modernen Technik: Ich liebe es, bei ankommenden Besuch einfach eine Taste auf dem iPhone zu drücken für die richtige Playlist, den Kontostand mal kurz an der roten Ampel zu checken, während der Pausen an den Fitnessgeräten mal kurz die neueste Sprachnachricht abzuhören oder das Licht mit Sprachkommando zu dimmen – das Gefühl, genau in diesem Moment wie Millionen anderer Menschen dasselbe Programm auf einem rechteckigen Kasten zu gucken – eben genau dieses „Lagerfeuerfernsehen“ – ist etwas ganz Anderes…
Wenn Rudi Carrell damals „Wann wird´s mal wieder richtig Sommer“ sang, war das einfach ein ganz anderes Gefühl…
In diesem Sinne, eine schöne Weihnachtszeit und ein frohes neues Jahr 😉
Elke Siedentopf & Dirk Sork